South of Perth

'Flight cancelled' - nicht unbedingt das, was man - kaum am Flughafen aus dem Taxi gestiegen -  lesen möchte. Weshalb der einzige Direktflug von Alice Springs nach Perth gestrichen wurde, wird uns leider nicht mitgeteilt und bleibt irgendwo in der Gerüchteküche stecken. Dank Familienbonus gehören wir aber zu den ersten Passagieren mit einer akzeptablen Lösung. Wir fliegen via Adelaide nach Perth und erreichen unser Reiseziel an der Westküste Australiens mit fünf Stunden Verspätung.

 

Anderntags nehmen wir den grossen Bruder von 'Squeezie' in Empfang. Wir sind über den zusätzlichen Raum dankbar, denn es regnet und es ist einiges kühler. Auch die Tage sind kürzer geworden, bereits um sechs Uhr abends ist es stockdunkel. Ja, es 'herbstelet' also auch in Australien. Surfshort und Bikinis haben Pause.

 

Wir richten uns gemütlich ein, bunkern Vorräte und starten Richtung Süden. In der ersten Nacht regnet es stark, sehr stark. Etwas zu stark für unsere Fenster, es regnet rein. Hinzu kommen noch ein defektes Aussenlicht und ein gebrochener Siphon. Das kennen wir alles schon aus Neuseeland; daher sind wir im Auftreiben von geeigneten Handwerkern dank den Yellow Pages schon ziemlich fix und bald ist alles erledigt und wir 'on the road again'.

 

Die Region südlich von Perth hat sich zu einem ziemlich berühmten Weingebiet gemausert; dies obwohl es sich um ein eher junges Gebiet handelt. Wir besuchen rund um Margaret River drei der über 120 Weingüter, darunter auch das erste Weingut in diesem Gebiet - 'Felix Vasse' gegründet 1967. Am besten gefallen uns die Weine vom Weingut Cape Mentelle. Wir besorgen uns noch ein paar feine Käse und geniessen die Neuzugänge.

 

Auf dem Weg zur Südküste besuchen wir den 'Tree Top Walk' im Walpole-Nornalup-Nationalpark. Auf bis zu 40 m Höhe läuft man auf Hängebrücken durch die Baumkronen der Giganten. Von hier oben eröffnet sich einem der wunderbare Ausblick auf die letzten grossen Karribäume, eine Eukalyptusart, welche bis zu 90 m hoch wachsen und deren Stämme einen Umfang von 16 Metern erreichen können. Daher passt der Name 'Valley of the Giants' nicht schlecht. Wir absolvieren ebenso den Walk auf dem Boden 'The Ancient Empire' und staunen ob der Grösse der Bäume und darüber, dass selbst ausgebrannte und ausgehöhlte Baumstämme noch in der Lage sind, den Baum mit genügend Nährstoffen und Wasser zu versorgen.

 

Weiter südlich, an der Küste, treffen wir in Albany ein; die drittgrösste Stadt in Western Australia hat etwa gleich viele Einwohner wie Rapperswil-Jona. 1826 wurde hier die erste Strafkolonie in Westaustralien errichtet und Albany wurde eine wichtige Hafenstadt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Region zu einem der wichtigsten Walfanggebiete der Welt. Die historische Walfangstation kann heute besucht werden und es wird äusserst lebhaft durch das Areal geführt. Beinahe kann man noch die toten Wale sehen, wie sie aneinandergekettet wie ein Floss in der Bay 'floaten'. Umzingelt und attackiert von Scharen von Haien, auf ihre Zerlegung an Land wartend. Auf dem Sägedeck meint man noch den Geruch von Blut, Tran und Maschinenöl riechen zu können - es schaudert uns. Jährlich wurden hier 850 Wale zerlegt. Ende November 1978 fand das Ganze ein Ende; der letzte Fang wurde verarbeitet und die letzten beiden Walfangstationen Australiens wurden geschlossen. Primär treibend war jedoch nicht der Tierschutz, sondern ökonomische Aspekte. Durch stark angestiegene Dieselpreise wurden die Fang- und Produktionskosten zu hoch, die Verarbeitung zu Ölen lohnte sich nicht mehr. Wir sind uns einig, es ist das Ergebnis was zählt. Heute sind die Meeressäuger auf positive Art wieder eine wichtige Einnahmequelle für die Region; Whalewatching Touren bringen Tourismus und Aufklärung.

 

Einen Fahrtag weiter östlich liegt Esperance und der 'Cape le Grand Nationalpark'; weisse Strände und türkisblaue Lagunen locken. Esperance selber ist klein und wir fahren gleich weiter in den Nationalpark. Dort haben wir ein Riesenschwein und ergattern noch einen der wenigen Campingplätze am weissen Strand von Cape le Grand, mit Sicht auf die vorgelagerten Inselchen. Wir erleben einen traumhaften Sonnenuntergang - wilde Pferde und Delfine inklusive. So fühlt sich Camping wundervoll an. Am kommenden Tag besteigen wir den 262 Meter hohen Frenchman's Peak. Wer den eher steilen Aufstieg schafft, wird mit einer traumhaften Sicht auf den Nationalpark belohnt - jede Schweissperle hat sich gelohnt. Wir geniessen den Ausblick auf die Hellfire Bay, die Lucky Bay und die umliegenden Buchten. An der Lucky Bay stellen wir später unseren Campingtisch auf und essen zu Mittag. Die Kängurus sind zutraulich und interessieren sich sehr für unseren Lunch. Die Kängis lassen sich sogar von uns streicheln und wir sehen ein Jungtier erstmals aus dem Beutel der Mutter trinken. So schön es hier auch ist, es ist einfach ein oder zwei Monate zu spät und schon ein bisschen kühl. An ein Bad im Meer mögen wir gar nicht denken und fahren daher wieder nordwärts. In nur einer Tagesetappe geht es die 770 km zurück nach Perth; inklusive kurzem Mittagshalt beim Wave Rock. Die etwa 2,7 Milliarden Jahre alte Gesteinsformation wurde schon von den Aborigines 'Welle aus Stein' genannt. Die Steinwelle ist 15 Meter hoch und rund 110 Meter lang. Wir erreichen Perth nach Einbruch der Dunkelheit.