North of Perth

Rund zweihundert Kilometer nördlich von Perth liegt der Nambung National Park, wohl den meisten bekannt als 'Pinnacles Desert'. Die bis zu vier Meter hohen verwitterten Kalksteinsäulen - entstanden vor zehntausenden von Jahren - verteilen sich über ein Gebiet von rund vier Quadratkilometern und sind die Hauptattraktion des Nationalparks. Eine Wanderdüne legt immer wieder neue Pinnacles frei. 'I'm sorry, your vehicle is too big' - und so können wir die rund vier Kilometer lange Sandpiste durch die Pinnacles nicht mit dem Wohnmobil zurücklegen. Ist aber nicht mal halb so schlimm, denn zu Fuss sehen wir mindestens gleich viel und der Wanderweg führt zum Pinnacles Lookout, von wo man einen guten Rundblick hat. Wir sind am frühen Nachmittag im Nationalpark und kehren erneut für den Sonnenuntergang in den Park zurück. Heute ist zudem Fast-Vollmond: Mondaufgang 17.20h und Sonnenuntergang 17.40h. Passt perfekt und wir geniessen den Wechsel vom Tag zur Nacht.

 

Geraldton ist die letzte grössere Stadt an der Westküste bevor es dann weiter nordwärts geht. Hier ist es schon merklich wärmer und mit jedem Kilometer nordwärts steigen die Temperaturen weiter. Wir erledigen die letzten Einkäufe, stocken den Kühlschrank auf und bunkern einiges an Wasser. Die Autofahrt bis nach Monkey Mia zieht sich und so übernachten wir auf einem Rastplatz entlang der Highway No.1. Wir sind positiv überrascht; Feuerstellen, Picknicktische und Stellplätze mit einiges an Platz. Fast schon idyllisch. Einzig ein Viehtransporter stört die nächtliche Ruhe. Während der Chauffeur ein Nickerchen macht, stehen die Rinder die ganze Nacht zusammengepfercht in den Anhängern, muhen und klappern mit den Hufen. Wir haben Mitleid mit den Viechern. An einem Stück mit zwei Fahrern durchfahren wäre da wohl schlauer.

 

Rund hundert Kilometer vor Monkey Mia besuchen wir in Hamelin Pool eine Kolonie von Stromatholithen (Bild 3). Stromatholithen gehören zu den ältesten Lebensformen der Erde und es existieren weltweit nur noch wenige Exemplare. Es handelt sich hierbei um biogene Sedimentgesteine. Kurz: Es sind Steine, welche biologischen oder organischen Ursprungs sind.

 

Wir bleiben zwei Nächte in Monkey Mia und geniessen das warme Badewetter. Die Stars von Monkey Mia sind aber natürlich die Delfine, welche hier jeden Vormittag eine Stippvisite machen. Lokale Fischer verfütterten ihre Fischabfälle in den frühen 60-er Jahren den Bottlenose Dolphins in der Bucht und so gewöhnten sich die Delfine an die Menschen und ihre Leckerlis. Heute wird die Fütterung der Delfine streng von den Rangern überwacht. Wir - und viele andere Schaulustige - versammeln uns kurz vor acht Uhr morgens beim Pier. Über Lautsprecher werden wir begrüsst und genauestens instruiert. Noch lassen die Delfine auf sich warten und so wird die Zeit mit den wichtigsten Facts über die Meeressäuger überbrückt. 'Surprise' ist die erste Delfindame, welche sich an diesem Morgen bis ins knietiefe Wasser vorwagt. Nur ein bis zwei Meter von uns entfernt, können wir den Delfin sehr gut sehen. Wie merken sich die Ranger die Namen der Delfine? Ganz einfach: wir befinden uns hier in der Shark Bay und die hat ihren Namen nicht umsonst. 28 verschiedene Haiarten kommen in diesen Gewässern vor. Die verschiedenartig ausgefransten Rückenflossen der Delfine, herrührend von diversen Haiattacken, fungieren als Namensschilder für die Ranger. Nachdem in der Vergangenheit den Delfinen zu viel gefüttert wurde, dürfen heute pro Delfin nur zwei bis drei Fische verfüttert werden. Viele willige Touristen und nur vier Delfine - das wird eng. Aber die neu gekauften Bikinis von Nessina und Maiara leuchten so stark aus der Menge heraus, dass sie zu den Gewinnern des heutigen Morgens werden. Gemeinsam dürfen sie einem Delfin einen Fisch in den Mund legen. What a moment! Den Rest des Tages verbringen wir am Strand und im Wasser - aber immer mit Sand unter den Füssen. Uns wird gesagt, dass die Haie in der Shark Bay zwar äusserst wohlgenährt seien, es aber sicher eine gute Idee sei, nicht zu weit draussen zu schwimmen. Die Fischer zerlegen ihren Fang jeweils gleich am Strand und Nessina und Maiara schauen gebannt zu - Fischstäbli sehen irgendwie anders aus. Zum Schluss dürfen sie jeweils die Fischreste den vielen Pelikanen, welche ganz geduldig auf ihren Anteil warten, verfüttern.

 

Unser Hauptreiseziel an der Westküste Australiens ist jedoch das Ningaloo Reef. Das Ningaloo Reef ist das drittgrösste Riff der Erde und erstreckt sich über 260 Kilometer entlang der Coral Coast. Das Riff ist aussergewöhnlich nahe an der Küste und so kann man vom Strand aus bereits wunderbare Korallengärten 'erschnorcheln'. Coral Bay ist der touristische Ausgangspunkt für viele Touren ins Riff. Momentaner Kassenschlager: Schnorcheltouren mit Walhaien. Walhaie sind die grössten Fische und können über 13 m lang werden. Sicher cool, aber unser Bedürfnis, hier ausserhalb des Riffes zu schwimmen, hält sich in Grenzen und wir passen. Insgesamt bleiben wir sechs Nächte in Coral Bay, schnorcheln, schwimmen und geniessen das subtropische Klima. Eine Schnorcheltour mit Fahrt in einem Glasbodenboot, eine Quadtour entlang der Dünenlandschaft und wunderschöne Sonnenuntergänge sind die Höhepunkte unserer Tage in Coral Bay.

 

Exmouth - das Städtchen am nördlichen Ende des Ningaloo Reefs - wird für diesmal die nördlichste Destination unserer Reise bleiben; Broome ist von der Liste gekippt. Es ist schlicht zu weit. Wetter stimmt, Wasser passt, Strände schön, Blautöne gefallen; baden statt fahren.

 

Das Campinghighlight unserer Westaustralienreise ist jedoch der Aufenthalt im Cape Range National Park. Unser Stellplatz ist riesig, die Infrastruktur rudimentär, die Szenerie grandios - so wie wir es lieben. Wir sitzen bis spät in die Nacht vor dem Camper und studieren die Planeten und Sterne über uns - Jupiter, Saturn, Mars und endlich sehen wir auch das 'Southern Cross' auf Anhieb. Satelliten und Sternschnuppen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die riesige Sandy Beach teilen wir anfangs nur mit einer anderen Familie - ansonsten zero Touristen. In der Turquoise Bay besteht die Möglichkeit des 'Driftschnorchelns'. Man läuft entgegen der Strömung strandaufwärts und lässt sich dann von der Strömung - fast wie in einem Fluss - über das Riff treiben. Selbstverständlich sind wir vorsichtig, denn wenn man den Ausstieg aus der Strömung verpasst, wird man ins offene Meer gespült. Die Strömung ist heute aber nicht zu stark und so machen wir diesen Schnorcheltrip. Mehrmals. Hat sich gelohnt!

 

Die Rückfahrt nach Perth machen wir in drei Tagesetappen und besuchen auf dem Weg den Kalbarri Nationalpark mit seiner vom Murchison River geformten Schlucht und der spektakulären Steilküste südlich des Städtchens Kalbarri. Es hat ein paar gute Surfspots hier; Ripcurl ist mit einer Yacht in der Bucht und macht ein paar Aufnahmen. Gemäss einigen Australiern - Touristen aus Perth und Einheimischen - ist es hier am schönsten!

 

Nach vier Wochen können wir sagen; Westaustralien hat viele schöne Ecken und das nächste Mal sind wir hier dann 4x4 offroad unterwegs.

 

Nach fünf Monaten Australien ziehen wir weiter Richtung Asien. Wir hatten eine wunderschöne und grosse Zeit hier: Thank you Australia - you are awesome!