Wir fahren mit dem Zug in der Eksekutif Class von Surabaya nach Yogyakarta; von den Einheimischen auch 'Yogya' genannt. Die Fahrt durch unzählige Reisfelder dauert gut fünfeinhalb Stunden.
Schon während der Taxifahrt vom Bahnhof zum Hotel finden wir, dass Yogyakarta mehr Charme hat als Surabaya. Es mag vielleicht daran liegen, dass es hier praktisch keine Hochhäuser hat. Unsere erste Nacht in Yogya ist gleich wieder eine kurze Nacht. Morgens um 2.30h fahren wir mit einem Taxi zum berühmten Borobudurtempel, denn die Sunrisetour soll lohnenswert sein. Um vier Uhr morgens kann man im angrenzenden Hotel den Eintritt bezahlen und mit einer Taschenlampe ausgerüstet darf man ab 4.30 Uhr das Tempelgelände betreten. Der Bau der Stupa begann 750 nChr. und dauerte gut 100 Jahre. Es entstand eine der grössten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens. Im 11. Jahrhundert geriet die Anlage in Vergessenheit und erst 1814 wurde sie unter vulkanischer Asche und üppiger Vegetation wiederentdeckt. Den heutigen Zustand verdankt sie einem umfassenden Restaurierungsproramm in den Jahren zwischen 1973 und 1984. Dabei wurden rund eine Million Steinquader herausgenommen, gereinigt und wieder zusammengefügt. Bei der Tempelanlage handelt es sich eigentlich um eine quadratische Stufenpyramide mit einer Basislänge von über 120 Metern und einer Höhe von 40 Metern. Der untere Teil der Pyramide ist mit wundervollen Reliefs verziert, welche das Leben und Wirken Buddhas beschreiben. Den oberen Teil des Tempels zieren 76, auf drei Stufen kreisförmig angeordnete, Stupas. In jeder Stupa sitzt eine Buddhastatue. Das ganze Bauwerk ist mit insgesamt 504 Buddhastatuen bestückt.
Zuoberst warten wir auf den Sonnenaufgang und geniessen die mystische Stimmung, welche durch ein paar Nebelschwaden in der Luft hervorgerufen wird. Dann kündigt sich der neue Tag an. Es gestaltet sich als wahre Herausforderung ein Bild ohne irgendwelche Touristen zu knipsen. Leider ist der Himmel zu bedeckt und es gibt keinen Traumsonnenaufgang, aber wir geniessen, was uns geboten wird.
Nach Sonnenaufgang bleiben wir noch fast zwei Stunden zuoberst auf der Pyramide. Langsam füllt sich die Anlage mit Einheimischen und Schulklassen. Die Anlage wird um 6 Uhr offziell geöffnet. Schnell merken wir, dass wir und nicht der Tempel im Fokus der Besucher stehen. Besonders Nessina und Maiara 'müssen' in unzählige Kameras lächeln und für viele Selfies posieren. Nach dutzenden Fotos finden sie es zwar langsam eher etwas mühsam, aber den freundlichen Menschen hier kann man die Bitte nach einem Selfie fast nicht ausschlagen. Wir werden auch in mehrere Interviews von Sprachschülern verwickelt. Wir unterhalten uns lange mit einem jungen Paar, welches seit 5 Monaten einen Englischkurs besucht. Wir sind beeindruckt von ihren neu erworbenen Englischkenntnissen. Der junge Student entschuldigt sich, dass er so nervös sei, aber er habe noch nie zuvor mit Ausländern gesprochen. Das rührt uns.
Die Temperaturen, sowie die Anzahl Besucher, steigen merklich. Wir kehren zurück zum Hotel und geniessen den Rest des Tages am Pool. Uns wird mitgeteilt, dass wir mit der heutigen Tour Glück hatten, denn der Borobudur würde die kommenden zwei Tage geschlossen bleiben, da ein grosses Treffen buddhistischer Mönche stattfindet.
Anderntags besuchen wir Kraton, den Sultanspalast. Der Guide führt uns durch die Anlage und wir sehen, wo der neue Sultan jeweils gekrönt wird und mehrere traditionelle Kleider sind zu bestaunen. Der jetzige Sultan ist 70-jährig und hat fünf Töchter; daher ist die Nachfolge nicht geregelt bzw. wird an den Bruder des Sultans weitergereicht. Dieses Problem hatte Sultan Nr. 8 nicht - mit 21 Frauen hatte er 78 Kinder gezeugt.
Zuerst kurven wir mit zwei Motorrikschas (Becaks) nach Malioboro, einer berühmten Einkaufsstrasse in Yogya. Macht Spass, bis auf die Kreuzungen, denn die Knieschscheiben sind jeweils zuvorderst; Knautschzone null. Für die stündige Fahrt zum Prambanan-Tempel wechseln wir wieder in ein Taxi. Klimatisiert und Kniescheibe drinnen.
Prambanan ist die grösste hinduistische Tempelanlage in Indonesien und wurde um 850 nChr. errichtet. Die Anlage welche aus acht Schreinen besteht, war aber nicht lange in Betrieb. Die drei grössten Schreine auf dem Areal sind den Göttern Vishnu, Brahma und Shiva geweiht. Zwei Schreine können betreten werden; in ihrem Innern ist es stockdunkel. Der grösste Schrein misst 47 Meter.
Borobudur und Prambanan sind heute nicht mehr repräsentativ, denn 90 Prozent der Indonesier sind Muslime. Das merken wir auch in unserem Hotel; super leckeres Restaurant, aber null Alkohol dazu; fast wie im Migrosrestaurant. Die Tage in Yogyakarta vergingen wie im Fluge und wir blicken auf einen interessanten und abwechslungsreichen Aufenthalt hier auf Java zurück. Selten sind wir freundlicheren Menschen begegnet.
Nach einer Stopoverübernachtung in Singapur geht es nun weiter nach Bangkok.